Wie sind die Unternehmen in der Ortenau in der aktuellen Lage aufgestellt? Dieser Frage ging der Offenburger Landtagsabgeordnete Thomas Marwein mit dem Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Ortenau GmbH (WRO), Dominik Fehringer und Thomas Zawalski auf den Grund. „Mein Wunsch ist, dass wir noch besser verstehen, was die Unternehmen bewegt“, begründet der Grünen-Politiker Thomas Zawalski sein Anliegen, einen intensiven Kontakt zur Wirtschaft in der Region herzustellen. Zawalski kandidiert für die Ortenauer Grünen für die Bundestagswahl im kommenden Jahr und kommt beruflich selbst aus der freien Wirtschaft.
Der durchschnittliche Umsatzverlust im Vergleich zum letzten Jahr belaufe sich bei den Betrieben in der Ortenau auf 15-20 Prozent, so Fehringer. Während etwa die Veranstaltungsbranche besonders hart getroffen sei, gebe es auch Erfolgsunternehmen wie zum Beispiel aus der Medizintechnik. Insgesamt sei die Arbeitsmarktlage daher stabil, auch weil die mittelständischen Unternehmen in den letzten Jahren sehr gut gewirtschaftet hätten.
Die WRO verantwortet unter anderem den Betrieb des Technologieparks Offenburg, der Start-Ups aus der Region eine Unterstützungsplattform und den direkten Kontakt zu Unternehmen bietet. Für Fehringer sind erfolgreiche Gründungen unverzichtbar, um den Wirtschaftsstandort Ortenau für die Zukunft gut abzusichern. Gründerinnen und Gründer in der Region zu halten, sei angesichts der globalisierten beruflichen Optionen für Hochschulabsolventen und Selbstständige eine zentrale Herausforderung.
Schon viel länger als die Coronakrise beschäftigt die Politik die Klimakrise. „Ökologie und Ökonomie schließen sich nicht aus“, so Thomas Zawalski. Die ökologische Transformation treibe auch die Betriebe um, so Fehringer, der sich von den Grünen wünscht, den „Zugang zu Unternehmen zu intensivieren, um Nachhaltigkeitsthemen gemeinsam zu gestalten“. Die Idee eines zu Menschenrechten und Umweltschutz verpflichtenden Lieferkettengesetzes bewertet er überwiegend positiv – für die in der WRO organisierten Unternehmen sei es ohnehin selbstverständlich, sich über die Bedingungen vor Ort zu informieren, und die Coronakrise habe die Fragilität komplexer globaler Lieferketten vor Augen geführt.
Eine weitere große Herausforderung ist die Digitalisierung. Die digitale Infrastruktur im ländlichen Raum sei heutzutage nicht so unterentwickelt, hätte die deutsche Politik Mobilfunk und Breitband von Beginn an als „staatliche Daseinsvorsorge“ begriffen, kritisierte Thomas Marwein. Nun gelte es, großzügig in den Netzausbau zu investieren.
Beim Thema Datenschutz plädierte Dominik Fehringer für eine praxisnahe Umsetzung und auch hinsichtlich der Debatte um den chinesischen Konzern Huawei für mehr Pragmatismus. Thomas Zawalski stimmte grundsätzlich zu, betonte aber den Schutz kritischer Infrastruktur. Mit Blick auf die Digitalisierung im Bildungsbereich gab Dominik Fehringer zu bedenken, Schulen und Kommunen würden zu sehr mit dieser komplexen Aufgabe alleingelassen. Thomas Marwein stimmte zu. Eine finanzielle Unterstützung bei der Beschaffung von Hardware reiche hierbei nicht aus. Der Landtagsabgeordnete bedankte sich abschließend für das Gespräch und warb ebenfalls für einen weiteren Austausch zwischen den Grünen und der regionalen Wirtschaft.