Über 40 Gäste konnte der grüne Bundestagskandidat für den Wahlkreis Offenburg, Thomas Zawalski, bei seinem Video-Talk zum Thema „Wirtschaftsregion Kehl-Strasbourg: Zwei Städte – ein Europa“ begrüßen. Mit seinen Gästen – der Straßburger Oberbürgermeisterin, Jeanne Barseghian, der Bundestagsabgeordneten und europapolitischen Sprecherin ihrer Fraktion, Franziska Brantner sowie dem Landtagskandidaten für den Wahlkreis Kehl, Bernd Mettenleiter – diskutierte Zawalski über die aktuelle Corona-Lage in der Grenzregion und die damit einhergehenden wirtschaftlichen Probleme.
Eingangs betonte Zawalski, dass es aufgrund der Pandemie-Lage wieder Einschränkungen geben könnte. Dabei sei die Region ein gutes Beispiel für ein geeintes Europa, wie die vielen Pendler*innen über den Rhein zeigen. „Die deutsch-französische Freundschaft wird hier im Alltag gelebt“, so der Grüne.
Barseghian machte ebenfalls deutlich, dass sich die Grenzschließung nicht wiederholen dürfe. Sie war erschrocken, wie schnell in einem vereinigten Europa nationale Reflexe greifen. Sollte Frankreich von Deutschland als sogenanntes Hochinzidenzgebiet eingestuft werden, müsse es praktikable Lösungen für den gemeinsamen Lebensraum geben. Auch sie sei beispielsweise nicht mit ihrem Partner verheiratet, sodass auch sie ihn zwei Monate, beim ersten Shutdown im Frühjahr 2020, nicht sehen konnte. Dass deutsch-französische Paare nochmals solchen Umständen ausgesetzt seien, sei lebensfern und müsse verhindert werden.
Immerhin habe die Diskussion um die Grenzschließung dafür gesorgt, dass die Kooperation zwischen beiden Ländern seitdem verbessert und intensiviert wurde. Dennoch beklagte sie noch immer ein Informationsdefizit. Auch Brantner betrachtet in dieser Pandemie das Erstarken nationalistischer Tendenzen mit Sorge. Sie plädierte dafür das zerbrechliche Europa gemeinsam zu verteidigen. Dafür brauche es jetzt einen klaren Fahrplan, was das Testen von Berufspendler*innen angeht: „Wir müssen jetzt klären, wer Pendler*innen testet, wo sie getestet werden – an der Grenze oder am Arbeitsplatz – und wer die Tests bezahlt.“ Barseghian sprach sich in diesem Zusammenhang für eine möglichst einheitliche Regelungen aus. Vielfach sind die nationalen Regelungen schon schwer zu durchdringen. Unterscheiden sich beide Länder zu sehr, werde es den Menschen unmöglich gemacht, sich korrekt zu verhalten.
Den Übergang zum deutsch-französischen Wirtschaftsraum schlug Mettenleiter aus seinem Lebenslauf heraus. Als er noch als Softwareentwickler arbeitete, tat er das nämlich bei einem französischen Unternehmen. Ihm sei vor allem ein nachhaltigeres Wirtschaften wichtig. Mit dem Weg hin zur Kreislaufwirtschaft wolle er im Landtag Ökologie und Ökonomie verbinden, so der Gymnasiallehrer aus Achern.
Brigitta Schrempp, IT-Unternehmerin aus Lahr und als Vizepräsidentin der IHK Südlicher Oberrhein der Diskussionsrunde zugeschaltet, warb für das Arbeiten beim Nachbarn. Aus Studien ihres Verbandes konnte sie berichten, dass deutlich mehr Jugendliche aus Frankreich in Deutschland eine Berufsausbildung beginnen, als umgekehrt. Die Mobilitätsangebote für junge Menschen war ihr dabei ein wichtiges Anliegen. Für viele Auszubildende sei ein eigenes Auto nicht leistbar, weshalb es Alternativen geben müsse. Dabei verwies sie auf die deutsch-französische Buslinie zwischen dem elsässischen Erstein und Lahr als Projekt mit Vorbildcharakter.
Dominik Fehringer, der Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Ortenau (WRO), wurde von Zawalski gebeten einmal die Arbeit seines Verbandes vorzustellen und aufzuzeigen, wie die WRO Unternehmen der Region in ihrem Wirken unterstützt. Fehringer verwies vor allem auf die Tätigkeit der gemeinsamen Flächenvermarktung. Vor allem die Weltbekanntheit Straßburgs nutze die WRO in ihrem Standortmarketing aus, erklärte er. Investoren dann von der Ortenau zu überzeugen falle leicht, weil die „Soft Skills“ der Region stimmen. Die Lebensqualität hier sei hoch. Vom grünen Bundestagskandidaten auf die aktuellen wirtschaftliche Lage der Region angesprochen, konnte Fehringer von einem „heterogenen Jahr 2020“ berichten. So gäbe es Unternehmen, die ihr bestes Jahr seit langem hätten, aber auch viele Betriebe, die die Pandemie voll getroffen hätte. Die Vielfalt verschiedener Branchen in der Region zahle sich jedoch aus, um auch die Kommunen über Steuererträge nicht zu sehr in Bedrängnis zu bringen. Für die zukünftige Arbeit der WRO sei es vordringliches Ziel eine Gründerkultur zu etablieren. Gründer*innen stünde die Welt offen, daher sei es wichtig jungen Unternehmen auch hier im Ortenaukreis eine wirtschaftliche Perspektive zu geben.
Zawalski bedankte sich abschließend bei seinen Gästen und hielt fest, dass „der Eurodistrikt Strasbourg-Ortenau eine erfolgreiche Wirtschaftsregion ist, die weiterentwickelt werden muss.“ Dafür brauche es auch zukünftig ein gemeinsames rheinüberschreitendes Denken und Handeln.